DIE REFERATE BERICHTEN SELBSTSTÄNDIGKEIT UND SELBSTFÜRSORGE Am 06.05.2024 durften wir Teilnehmenden des Nachwuchsprogramms (NWP) uns über eine weitere gemeinsame Veranstaltung freuen: ein Online- Seminar zum Thema Selbstständigkeit und Selbstfürsorge. Gerade als Neuling kann das Herstellen einer Balance zwischen intensiven Arbeits- und Ruhephasen ja durchaus eine besondere Herausforderung darstel- len, doch auch erfahrene Kolleg:innen können hier gelegentlich an ihre Grenzen stoßen. Für alle, die Anfang Mai leider nicht dabei sein konnten, daher nun ein kurzer Einblick in das, was uns Diplompsycholo- gin Frauke Wilhelm mit auf den Weg gegeben hat. Z unächst ein paar Worte zur Referentin: Als selbst- ständige Beraterin und Trainerin hat Frauke Wil- helm bereits selbst in einige Einsatzfelder hineinge- schnuppert und arbeitet heute als Sportpsychologin im Bereich Leistungssport und als Mental Coach. Kon- ferenzdolmetschen sieht sie als eine Tätigkeit an, die mit der von Leistungssportler:innen vergleichbar ist, da in beiden Bereichen (punktuelle) Höchstleistungen erbracht werden. Den Aufbau ihres Seminars glie- derte sie in zwei Teile: die Einstellung oder Haltung, die man selbst einnimmt, und daran anschließend konkrete Hinweise und Tipps für die Selbstfürsorge. Um langfristig erfolgreich sein zu können, sei es ent- scheidend, sich selbst ins Zentrum zu stellen und sich darüber im Klaren zu sein, was man für sich als Erfolg wertet, worüber man sich außerhalb der Arbeit noch definiert und auch wer und was einem guttut. Bezüglich der eingangs erwähnten inneren Ein- stellung wurden wir u. a. in die Unterscheidung zwi- schen dem sogenannten „Fixed Mindset“ und dem „Growth Mindset“ eingeführt. Während Menschen mit ersterem davon ausgehen, dass ihre Fähigkeiten und späteren Fertigkeiten eher auf einem angebo- renen Talent oder einer Begabung basieren, sind letztere der Ansicht, dass sie sich ihre Fertigkeiten selbst angeeignet haben. Das impliziert, dass die- se stets weiter ausgebaut und verbessert werden können. Während Menschen mit einem Fixed Mind- set entsprechend versuchen, ihre Schwächen zu verbergen und dazu neigen, angesichts von Rück- schlägen aufzugeben, nutzen Menschen mit einem Growth Mindset ihre Misserfolge, um aus ihnen zu lernen und sich zu verbessern. Sie sind der Ansicht, dass Schwächen überwunden werden können und Anstrengung nun einmal dazugehört, sodass sie Herausforderungen suchen, um sprichwörtlich an ihnen zu wachsen. Auch eine solche Zusammenar- beit wie das NWP, also Unterstützung durch erfahre- nere Kol leg:in nen, die ihr Wissen weitergeben, ist ein Beispiel für diese Growth-Mindset-Herangehens- weise. Wenn einem hingegen von Kindesbeinen an erzählt wird, dass man eine besondere Begabung für etwas hat, wie es im Leistungssport durchaus vorkommt, aber auch in unserem Fall in Bezug auf ein zugesprochenes Sprachtalent vorkommen kann, erzeugt das häufig unbewusst Druck und behindert die eigene Weiterentwicklung. STICHWORT: MENTALE STRESSKOMPETENZ Die zentrale Frage, die sich in diesem Zusammen- hang stellt, ist, ob man eine bestimmte Situation oder ein Ereignis als Bedrohung bewertet. Dabei kann die- selbe Situation einmal als bedrohlich empfunden, bei anderer Gelegenheit ohne größeres Kopfzerbrechen hingenommen werden. Stuft man eine Situation im ersten Schritt als bedrohlich ein, entscheidet dann die Frage, ob man die eigenen Fertigkeiten zum er- folgreichen Meistern der Situation als ausreichend ansieht. Ist das nicht der Fall, geraten wir in Stress. Als Beispiel kamen wir, wer kennt ihn nicht, auf den spontanen Redner:innenwechsel bei einer Konferenz zu sprechen, der je nach Erfahrung und ggf. Wichtig- keit der Konferenz als mehr oder weniger bedrohlich empfunden werden kann. Drei Strategien sollen uns dabei helfen, eine größere mentale Stresskompetenz aufzubauen: - annehmen, was ist; - das Positive wahrnehmen; - „Bedrohungen“ als „Herausforderungen“ ansehen. Sicherlich alles Punkte, die uns in dem einen oder anderen Kontext schon einmal begegnet sind. Kon- kreter bedeuten sie allerdings, sich bei der Lösungs- findung nicht im Wege zu stehen, selbst und aktiv zu entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit JUNI 2024 VKD-KURIER 9